Der Mittelhof

Er ist der zuletzt hinzugekommene Hof, und wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut. Der Mittelhof war ein sächsisches Lehen.

Nach der Meinung Ortskundiger soll der Mittelhof etwa dort gewesen sein, wo heute die von Schmidt`s und Gottschalk`s bewohnten Gebäude (heute Lindenstr. 28) stehen. Hier stand lange Zeit das rechteckig begrenzte Portal mit Rundbogenöffnungen und Sitznischen. Es trägt die Jahresinschrift 1583. Darüber befand sich die eingemauerte Wappenkartusche mit Inschriftentafel und mittig ein Rockhäusisches Wappen, mit der Umschrift:

„HANS PATSCH
SHVLTZE ZV
KIRCHSCHI“

Auf dem Wappen sind die Initialen CVR (vermutlich Christoffen von Rockhausen, Ritter auf Kirchscheidungen * 1510 † 1583) primitiv eingeritzt.

Ob diese Pforte wirklich der Eingang zum Mittelhof war, ist unklar, eher unwahrscheinlich. Vergleicht man die Bauweisen ähnlicher Pforten in Laucha, so steht fest, dass die Pforte aus verschiedenen Teilen eines Hauseinganges zusammengesetzt und auch die Inschriftentafeln später eingebracht wurde. Jetzt steht die restaurierte und richtig zusammengesetzte Pforte mit Wappenstein links neben dem Gemeindehaus (Lindenstraße 37).

Erklärbar wäre dies nur, das die von Rockhausen mit ihren „Hoheitszeichen“, als Erblehn- und Gerichtsherren von Kirchscheidungen, dem Schulzen auch Machtbefugnisse übertrugen aber gleichzeitig damit klarstellten, das der Ortsschulze nur auf Grund ihrer Gnade eingesetzt worden war.

Der Einfahrt zum Mittelhof, muss an anderer Stelle gewesen sein. Heinrich Bergner gibt einen anderen Standort für den Mittelhof an. Die Gebäude des von ihm vermuteten Mittelhofes, die sich nördlich an den Oberhof des Rittergutes anschlossen, wurden jedoch zwischen 1946 bis 1950 komplett abgetragen.

Vermutlich befand sich das Herrenhaus des Mittelhofs am anderen Ende des Ortes. Das im 19. Jh. errichtete Haus (heute Lindenstraße 1 und 2, Wohnhaus der Familie Probst) ist ein bescheidenes einstöckiges Gebäude, mit Krüppelwalmdach. Es hat eine Länge von ca. 12 m, mittig an der Längsseite die Haustür, rechts und links mit je zwei rechteckigen Fenstern. Über der Eingangstür des Hauses befindet sich eine vermutlich vom Vorgängerbau übernommene Tafel, die zwei gut erhaltene Allianzwappen zeigt: links von Rockhausen, rechts von Schütz und unter diesem eine Inschrift:

Der Herr Jesu Behüt das Hauß,
mit allen die da gehen ein und aus.
Hir gebauet Anno 1687.

Initialen über dem Rockhäusischen Wappen: H. C. V. R. (Hans Caspar von Rockhausen, * 1642 oo 1. Advent 1664 † 20.05.1712), beidseitig oberhalb des anderen Wappens A. M. V. R. (Anna Maria von Rockhausen) und daneben G. V. S. (geborene von Schütz, Tochter des Hans Christoph Schützens auf Borxleben, * 1633 † 15.11.1703, erste Gemahlin des Hans Caspar von Rockhausen).

Die Aufzeichnungen des Zinsregisters des mittleren Hofs zu Kirchscheidungen beginnen im Jahre 1585. Sächsischer Lehnsbrief über den Mittleren Hof in Kirchscheidungen vom 03.05.1620 für Hans Caspar Christoph von Rockhausen auf Kirchscheidungen, Antonius Friedrich, Levin, Wolff Christophs - Söhne des Hermann Ehrenfried von Rockhausen - und Philipp Wilhelm, Ehrenfried Eylerus, Gebrüder und Vettern von Rockhausen. In der Lehnsurkunde vom 22.05.1705 wird der Caspar Heinrich von Rockhausen mit dem Mittelhof von Kirchscheidungen mit allem Zubehör belehnt. Hans Caspar von Rockhausen, Herr auf Kirchscheidingen war der letzte männliche Rockhausen, der in Kirchscheidungen auf dem Mittelhofe lebte. Noch 1739 wird der Mittlere Hof als rockhäusisches Rittergut bezeichnet. Der schulenburgsche Mittelhof hat 1908 eine Größe von 54 ha.






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